Rückblick: Meine Bewerbungsrede zur Nominierung als Landtagskandidat

(Es gilt das gesprochene Wort)

Liebe Freundinnen und Freunde,

„Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt.“ Dieser Wahlslogan zierte schon 1983 unsere grünen Wahlplakate und ist heute wieder aktueller denn je. Auch wenn uns die Corona-Pandemie aktuell einiges abverlangt, dürfen wir zwischen all den Schreckensmeldungen nicht die Zukunft aus den Augen verlieren. Ich bin der Meinung: Die Klimakrise zu meistern ist und bleibt eine, wenn nicht gar die zentrale Zukunftsaufgabe. Und noch können wir etwas tun, doch dafür braucht es eines: Eine mutige Gesellschaft und engagierte Politikerinnen und Politiker auf allen politischen Ebenen. Genau dafür bin ich 2016 mit 22 Jahren Bündnis 90/Die Grünen beigetreten. Und mir war ebenso klar, nicht nur stilles Mitglied sein zu wollen, sondern aktiv die Politik gestalten zu wollen.

Durch eure Unterstützung wurde ich schon im Mai 2017 einer der Kreisvorsitzenden, sowie Delegierter zur Bundes- und Landesdelegiertenkonferenz und darf den Kreisverband seit dem auch bei den Kreisvorstands-Treffen und in der Regionalkonferenz vertreten. Parteiämter sind das eine, aber mit eurer organisatorischen und fachlichen Unterstützung darf ich seit letztem Jahr sowohl als jüngster Gemeinderat in Wutöschingen als auch als erster grüner Kreisrat aus dem Nordosten des Landkreises für effektiven Klima- und Umweltschutz kämpfen – ganz im Sinne des Mottos „think global. Act local“.

Und nun? Nun will ich mich für unsere Region und unsere Themen im Landtag stark machen und darf mich daher heute bei euch als Kandidat zur Landtagswahl 2021 in unserem Wahlkreis Waldshut bewerben.

Nach meinem Abitur habe ich an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich Chemieingenieurswissenschaften im Bachelor und Chemical- and Bioengineering im Master studiert und letztes Jahr abgeschlossen. Mein Herzensthema war dabei klar: Erneuerbare Energien inklusive Antriebstechnologien der Zukunft. Und genau hier sehe ich die größten Potentiale unserer Region. In meiner Bewerbung habe ich euch von meiner Vision geschrieben, Baden-Württemberg und speziell unseren Hochrhein zur Musterregion für erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität zu machen und nichts weniger ist auch mein Anspruch. Die Landesregierung ist schon viele mitunter große Schritte in die richtige Richtung gegangen, aber in der aktuellen sich dauernd verändernden Situation, braucht es mehr als große Schritte, es ist dringend Zeit für einen Quantensprung.

Die Photovoltaik-Pflicht auf Neubauten schickt sich an, ein solcher werden zu können. Dafür müsste Sie aber auf allen Gebäuden gelten. Viele von euch wissen, dass Landrat Dr. Kistler den Hochrhein oft als Terrasse des Südensbezeichnet und diese Bezeichnung ist nicht aus der Luft gegriffen, denn nirgendwo schien die Sonne in Deutschland 2019 länger als in Rheinfelden, wo auch eines der modernsten Wasserkraftwerke Deutschlands steht. Die Nutzung der Wasserkraft hat hier am Hochrhein Tradition, doch in der Windkraft hinken wir in Baden-Württemberg unseren Zielen hinterher. Baden-Württemberg und unser Hochrhein kann aber in Zukunft nur bestehen, wenn wir bewährtes nutzen und innovatives fördern. Unsere starke Innovationskraft im Südwesten ist dabei ein unschätzbarer Standortfaktor bei der der Entwicklung neuer Technologien wie grünen Wasserstoff und Power-to-Gas bzw. Power-to-Liquid Verfahren.

In unserem Hochtechnologieland Baden-Württemberg stärken diese Innovationen lokale Arbeitsplätze und bieten das Potential, in der Zukunft viele neue Arbeitsplätze zu schaffen.  Ich will mich dafür stark machen, dass unser Bundesland und unser Hochrhein bei Forschung und Entwicklung neuer Technologien nicht nur zusehen, sondern aktiv die Weichen auf Zukunft stellen.

Dies bringt mich auch zu meinem zweiten Herzensthema: Mobilität. Wir leben hier zwar in einer unvergleichlich schönen Natur- und Kulturlandschaft, die aber durch die Tälerstruktur, die Lage am Süden des Schwarzwalds und durch die ländliche Siedlungsstruktur eine Region der weiten Wege ist. Wir leben dabei im ländlichen Raum, aber keinesfalls in der Provinz.

Wir können stolz sein auf unsere lebendigen Dörfer, aber wir müssen uns auch fragen, wie wir hier die Zukunft der Mobilität gestalten können, starten wir doch mich komplett verschiedenen Ausgangsbedingungen als die großen Städte. Mobilität findet bei uns meistens immer noch im eigenen Auto statt. Auch in Zukunft wird das Auto seinen Platz finden – und es wird elektrisch fahren – wir sollten aber auch Perspektiven bieten. Ich will mich im Landtag dafür einsetzen, dass der ÖPNV endlich attraktiv und flexibel Menschen durch den ganzen Wahlkreis bringt, dass das Fahrrad nicht nur an Wochenenden aus dem Keller geholt wird, und dass wir alle sicher und barrierefrei sogar zu Fuß weiterkommen. Dafür brauchen wir lieber gestern als heute radikale Anpassungen an der Infrastruktur. Die Großprojekte Elektrifizierung und Ausbau der Hochrheinbahn, Reaktivierung der Wutachtalbahn und Wehratalbahn können dabei Leuchtturmprojekte sein.

Damit uns allen aber ein Licht aufgeht, müssen wir auch im Kleinen neue Ansätze verfolgen. Bürger*innnenbusse, Linientaxen, Lastenräder: Die Liste neuer Ansätze ist lang, doch schlussendlich wird es auch an uns selbst liegen. Nur wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse kritisch hinterfragen, gelingt die Mobilitätswende.

Die Klimakrise sitzt uns dabei bereits im Nacken. Doch steht es wirklich so Ernst um das Klima, fragen mich immer wieder Freund*innen und Bekannte. Meine Antwort ist klar: Natürlich ist es Ernst, aber viele akzeptieren globale Probleme erst, wenn Sie lokal sichtbar werden und das passiert leider nun direkt vor unseren Augen: Unser Wald wird von Borkenkäfer und Trockenheit in einer unfassbaren Geschwindigkeit dahingerafft. Auch meine Schwester und ich haben unseren kleinen geerbten Wald komplett verloren, aber schon als Laubmischwald wieder aufforsten können.

Linden, Lärchen, Eichen und Ahorne brauchen jetzt unsere Pflege.   Holzverkauf und Förderung deckten dabei gerade die Kosten für Pflanzen und Material. Ich will mich dafür einsetzen, dass unsere Region auch in Zukunft durch Hochrhein und Südschwarzwald geprägt ist. Die Rettung unserer Wälder muss in Stuttgart noch höher auf der Tagesordnung stehen. Was wir jetzt erleben ist nicht nur tragisch für all diejenigen, die auf Erlöse aus Holzverkauf angewiesen sind, sondern wir verlieren auch tausende Festmeter Holz, hektarweise ökologisch wertvolle Waldflächen und Kohlenstoffspeicher von unschätzbarem Wert, die wir in Zukunft schmerzlich vermissen werden. Doch nicht nur der Wald leidet, sondern auch die Landwirtschaft. Die Aneinanderreihung der Dürresommer ist dabei nur ein negativer Vorgeschmack, auf das, was wir erwarten können, bedroht aber schon jetzt viele der landwirtschaftlichen Betriebe hier in der Region.

Über 60% der Betriebe im Landkreis Waldshut bewirtschaften weniger als 20 Hektar Land, oftmals Steillagen und dies mit einem doppelt so hohen Anteil an ökologisch wirtschaftenden Betrieben wie im Landesschnitt. Hier will ich gemeinsam mit den vielen Landwirt*innen die Landwirtschaft in unserer Region nachhaltig gestalten und für die Zukunft stärken.

Viele von euch wissen – agrarpolitische Entscheidungen werden vor allem in Brüssel gefällt – und dort ist nicht alles Gold, was glänzt. Trotzdem bringt mich das zu meinem dritten Herzensthema: Europa und internationale Zusammenarbeit. Ich bin ein leidenschaftlicher Europäer und hier am Hochrhein wissen wir, wie stark wir von unserer Situation als Grenzregion profitieren. Die Verbindungen in die Schweiz und nach Frankreich sind oftmals Impulsgeber für unsere Region, die uns aber manchmal auch vor Herausforderungen stellen:

Sei es der Zugdruck auf Pflege- und Fachkräfte, die die Personalentwicklung lokaler Institutionen erschweren, oder auch Endlager, Fluglärm und Fessenheim, die viele beschäftigen. Ich will in Stuttgart dafür einstehen, dass wir die internationalen Verbindungen unter anderem nach Frankreich und in die Schweiz weiterentwickeln, auf einer fairen und für alle gewinnbringenden Basis.

Leider kann ich in dieser kurzen Zeit nicht alle Themen ansprechen, die mir wichtig sind. Aber viele von euch, die mich in den letzten Jahren begleitet haben, wissen, dass Fragen zur Bildung der Zukunft, zum Erreichen von Gerechtigkeit und Gleichstellung, zur Gesundheits- und Wohnungspolitik im ländlichen Raum und zu vielen weiteren Themen bei mir ebenfalls ganz oben auf der Agenda stehen. In unserer vielfältigen Partei will ich mit euch gemeinsam zu all diesen Themen Positionen entwickeln.

Und dass wir Grünen wirklich eine vielfältige Partei sind, zeigt sich auch bei den bisherigen Nominierungen. Wir Grüne sorgen für die Vielfalt im Landtag. Als bunte Partei mit progressivem Programm sind wir Grüne die Zukunftspartei. Gemeinsam mit euch will ich diese Zukunft gestalten, als euer Kandidat zur Landtagswahl. Mein Name ist Niklas Nüssle, ich bin 26 Jahre alt und gemeinsam mit euch möchte ich schon morgen in den Wahlkampf starten, mit dem Ziel der erste Grüne Abgeordnete aus unserem Wahlkreis zu werden. Die Zukunft gehört uns und daher hoffe ich auf eure Unterstützung.

Vielen Dank!

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